Zwei Kommentare zum aktuellen Antiamerikanismus

Deutschlands Antiamerikanismus zum Anfassen

9. AUGUST 2019

Deutschland ist kein verlässlicher Bündnispartner – das ist, glaube ich, allgemein bekannt. Ob es nun um das 2%-Ziel oder die Mission in der Straße von Hormus geht – die Bundesrepublik lässt ihre Partner im Stich. Doof nur, dass mit Donald Trump ein Präsident im Weißen Haus sitzt, der sich das nicht mehr gefallen lässt. Mit Richard Grenell hat er auch noch einen Mann nach Berlin geschickt, der das gerne direkt und offen an- und ausspricht. Es ist vielleicht nicht immer sehr freundlich, aber dennoch richtig, was der US-Botschafter sagt – immerhin ist es de facto so, dass der Amerikaner am Ende unsere Verteidigung bezahlt und trägt. Genau so, wie es dem deutschen Otto-Normalverbraucher schwer zu vermitteln ist, dass wir immer mehr Geld in südeuropäische Pleiteländer schicken, wird der amerikanische „Average Joe“ wohl auch nicht einsehen, warum die USA effektiv das bezahlen, wofür sich die größte Volkswirtschaft Europas zu schade ist.

Kurz vor Trumps Europareise (Deutschland besucht er übrigens nicht) haben die USA ihren Ton in der Debatte um die deutschen Verteidigungsausgaben jetzt nochmal berechtigterweise verschärft. Grenell brachte gegenüber der „DPA“ einen Abzug der US-Soldaten in Deutschland ins Spiel. „Es ist wirklich beleidigend zu erwarten, dass der US-Steuerzahler weiter mehr als 50.000 Amerikaner in Deutschland bezahlt, aber die Deutschen ihren Handelsüberschuss für heimische Zwecke verwenden“. Punkt, denn dem ist nichts hinzuzufügen. Die „Tagesschau“ meldete dies und teilte die Nachricht auch per Twitter: Die Kommentare von vielen Twitter-Nutzern sind erschreckend und bezeichnend.

So schrieb eine Frau, Grenell sei ein „primitiver Erpresser und Hetzer, wie sein Nazi-Herrchen in Washington.“ Viele andere jubelten. „Und Tschüss!“, schrieben einige, andere proklamierten, dass „74 Jahre Besatzung“ genug seien. Den Amerikanern wird entgegengeschleudert: „Niemand braucht euch in Deutschland!“ oder direkt das „bye forever“ ausgesprochen. Oder man freut sich direkt, dass „die Parasiten“ gehen. So oder so: Wenn die Twitter-Kommentare bei der Tagesschau repräsentativ sind, dann kann man getrost sagen, dass die antiamerikanische Politik der Bundesregierung auf eine deutliche Mehrheit in der Bevölkerung bauen kann. Eine kurzsichtige, naive Mehrheit, aber halt eine Mehrheit. Eine Mehrheit, in deren Angesicht ich mir große Mühe geben muss, nicht direkt zu den Antideutschen zu konvertieren.

Amerika garantiert unsere Sicherheit – die „74 Jahre Besatzung“ sind in Wirklichkeit 74 Jahre Frieden und Sicherheit, die wir Washington zu verdanken haben. Im Schatten der amerikanischen Militärmacht und Ja, auch der amerikanischen Atomwaffen, haben wir unseren Wohlstand aufgebaut. Und anscheinend die Haltung eines pubertierenden, 14-Jährigen Mädchens kultiviert, die ihre Eltern hasst und verflucht, weil sie ihr nicht eine neue Prada-Handtasche kaufen wollen. Es klingt komisch, aber der Vergleich ist treffend. Wir toben und schimpfen, weil die Amerikaner nicht mehr der Zahlmeister für unsere Sicherheit sein wollen.

Wenn das 14-Jährige Mädchen, getrieben von ihrem Prada-Frust, nun von zu Hause wegläuft – was passiert dann? Nun, die Realität des Lebens macht sich bemerkbar: Sie wird wahrscheinlich schnell merken, dass sie auf ihre Eltern doch angewiesen ist. Genau so sieht es auch für Deutschland aus. Ja, schmeißen wir die Amerikaner hinaus – und dann? Wir werden wahrscheinlich überraschend feststellen, dass unsere Bundeswehr die Abwehrfähigkeiten der Krabbelgruppe des Sternschnuppen-Kindergartens hat. Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung scheint auch die Weitsicht und deren Bewusstsein über Konsequenzen dieser Krabbelgruppe zu teilen. Zutage tritt ein unfassbarer Provinzialismus, eine Dekadenz und vor allem eine Naivität, die wir von den Deutschen ja schon zur Genüge kennen. Wozu ernsthaft Gedanken über die Energieversorgung machen – der Strom kommt ja aus der Steckdose. Wozu über eine funktionierende Wirtschaft nachdenken – Geld kommt ja vom Konto. Und Frieden? Ist doch selbstverständlich. Nein, eben nicht. Der Frieden in Europa ist „Made in USA“ – schon seit 74 Jahren. Nicht, die EU, sondern die NATO und damit letztendlich der GI Joe haben verhindert, dass Europa zum Spielball und Schlachtfeld für die Russen wurde. Das sollten gerade wir Deutschen aus unserer Geschichte heraus wissen – Stichwort Westberlin. Aber das Land, das doch angeblich so gerne Lehren aus der Geschichte zieht, scheint genau das vergessen zu haben.

Quelle: Kommentar von Max Roland

Deutschland allein zu Haus

09. August 2019

Der böse Onkel aus Amerika wartet schon wieder mit einer neuen Gemeinheit auf: Er will uns verlassen. Genauer: Er will seine Truppen aus unserem schönen Deutschland abziehen. Nicht ganz, aber ganz ordentlich. Wenn das so weiter geht, müssen wir Deutschen uns eines Tages selber verteidigen und können uns nicht mehr hinter dem breiten Rücken unseres starken Freundes aus Übersee verstecken.

Also gut, Freund ist zur Zeit nicht das passende Wort. Ob Donald Trump gemerkt hat, dass wir Deutschen ihn nicht ausstehen können? Dass wir ihm jeden Tag, wie kleine Buben und Mädels, verbal vors Schienbein treten? Ist er womöglich beleidigt und sagt sich: Wenn ihr mich nicht lieb habt, dann helfe ich euch auch nicht mehr mit meinen muskelbepackten Arme(e)n. Verständlich wäre das ja.

Aber der Hauptgrund ist wohl der, dass wir seit Jahren nicht zahlen, was wir versprochen haben. Wir zahlen nur zwei Drittel des vereinbarten Preises für die gemeinsame Verteidigung, also einen Discount-Preis. Als wäre die NATO eine Art Aldi oder Lidl. Dabei gehören wir zu den reichsten Kunden des Sicherheitsladens. Andere sind ärmer als wir, zahlen aber den vollen Preis. Die Polen zum Beispiel.

Und hier kommt die größte Gemeinheit des bösen Onkels aus Übersee: Er will seine Truppen doch tatsächlich in das Land verlegen, das den vollen Preis bezahlt, obwohl es sich den nicht so gut leisten kann wie wir. Nicht alle, aber viele der bei uns stationierten 35.000 US-Soldaten sollen uns verlassen und unserem östlichen Nachbarn bei der Verteidigung helfen. Die freuen sich schon auf die Amerikaner und kommen sogar mit ihrem Chef Donald Trump einigermaßen zurecht.

Bei uns gilt nun mal das Motto: Germany first

Das verstehe, wer will. Wie kann man nur unser schönes Deutschland verlassen und rüber nach Polen machen, nur weil die zahlen und wir nicht. Aber so ist er nun mal, der Trump. Und so sind sie, die Amerikaner. Die verstehen einfach nicht, dass wir andere Prioritäten haben. Bei uns gilt nun mal das Motto: Germany first.

Und es kommt noch schlimmer: Demnächst macht Donald Trump zwei Europareisen. Und wo reist er nicht hin? Nach Deutschland reist er nicht. Wohl aber nach Polen. Also sowas.

Frühere Präsidenten waren netter. Sie haben zwar auch gemurrt, aber sie haben uns knausern lassen und gesagt: So sind sie nun mal die Deutschen. Sie wollen was haben aber nicht zahlen, obwohl sie es zugesagt haben und es sich leisten können. Lassen wir einfach Gnade vor Recht ergehen. Nehmen wir das Geld lieber von den armen Polen.

Leider ist der Donald nicht so gnädig. Macht nichts. Dann verteidigen wir uns eben selber. Mit unseren Gewehren, die um die Ecke schießen. Mit der Munition, die wir nicht haben. Mit unseren Panzern, für die es keine Ersatzteile gibt. Mit dem Sprit, den wir nicht haben. Mit den Flugzeugen, die deswegen am Boden bleiben müssen. Mit der Soldaten-Ausrüstung, die fürs Münsterland passt, aber nicht für Afghanistan.

Leicht wird es nicht werden. Aber das schaffen wir schon.

Quelle: Kommentar von Rainer Bonhorst

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