Jun 09•14 min read
Liebe CDU, Entschuldigung. Tut uns echt leid. Also, tut uns natürlich nicht leid, dass ihr bei der Europawahl voll eins auf die Zwölf bekommen habt. Das habt ihr euch schließlich hart erarbeitet und redlich verdient. Wobei redlich im Zusammenhang mit euch nicht der ideale Begriff ist, wisst ihr selbst. Aber egal. Um eins vorab klarzustellen: Im Gegensatz zu anderen wollen wir euch nicht zerstören. Schon deshalb nicht, weil ihr da keine Hilfe braucht. Ihr erledigt das aus eigener Kraft ganz ordentlich, fast so gekonnt wie die SPD. Dafür erst mal unseren Respekt.
Was uns leid tut, ist, dass wir euch nicht ein paar Tipps gegeben haben, so wie wir es bei den Grünen gemacht haben, erst im September und dann noch mal kurz vor der Wahl. Wir verstehen, dass ihr deswegen ein bisschen beleidigt seid. Klar, die Grünen haben von uns enorm profitiert, sieht man am Wahlergebnis. Sie waren schließlich nur hierzulande so stark, in der Rest-EU sah es ziemlich mau aus. In Schweden, Heimatland des Klimatrolls und Weltmeister im Gutmenschentum, haben die Grünen sogar heftig Stimmen verloren. Und was war der Unterschied? Richtig, wir haben die Grünen nur in Deutschland beraten.
Wir wussten daher sofort, wen eure Annegret meinte, als sie sich über Wahlbeeinflussung per Internet und YouTube beschwerte. Das sind schließlich unsere Lebensräume. Internet kennt ihr, liebe CDU, oder? Genau, das ist das, was eure Referenten morgens um halb fünf ausdrucken, damit ihr es um halb sieben lesen könnt. YouTube ist ganz ähnlich wie Internet. Der Unterschied ist, dass man es nicht so gut ausdrucken kann.
Lieber Opportunisten als Dogmatiker
Also, ja, wir sehen ein, es wäre ein Gebot der Fairness gewesen, auch anderen Parteien Tipps zu geben. Stichwort Chancengleichheit. Aber erstens können wir uns nicht um alles kümmern, und zweitens glauben wir nicht, dass es speziell bei euch kurzfristig viel genützt hätte. Bei euch, liebe CDU, liegen die Probleme schließlich ein bisschen tiefer als bei den Grünen. Das fängt schon beim Wahlprogramm an. Das grüne haben wir gelesen, weil wir denen was zutrauen. Nämlich, dass die tatsächlich machen, was die da reinschreiben. Bei euch sind wir, ehrlich gesagt, gar nicht auf die Idee gekommen. Um euer Wahlprogramm habt ihr euch beim Regieren doch noch nie gekümmert, oder?
Jetzt werdet ihr einwenden, die Grünen würden nur deswegen das machen, was sie schreiben, weil sie verbohrt und ideologisch sind und außerdem schon aus Prinzip alles verbieten wollen, was Spaß macht. Und dass ihr eben nicht so seid, eher das Gegenteil. Nämlich, sagen wir mal, flexibel. Da habt ihr natürlich recht. Und wir geben gerne zu, uns ist es auch grundsätzlich lieber, von Opportunisten zugrunderegiert zu werden als von Dogmatikern. So vom Gefühl her, auch wenn es am Ende auf dasselbe hinausläuft.
Deswegen, wie gesagt, entschuldigen wir uns dafür, dass wir euch nicht auch den einen oder anderen Rat gegeben haben. Hinzu kommt, dass nicht wenige von uns euch Anfang des Jahrtausends noch einigermaßen okay fanden, jedenfalls okay genug, um euch ab und an zu wählen. Klar, das war ein Fehler, wisst ihr so gut wie wir. Aber hinterher ist man immer schlauer. Im Rückblick war der Schröder mehr CDU als die Merkel, und die Merkel war mehr grün als der Fischer. Aber wir konnten genauso wenig wie ihr ahnen, was eure Bössin alles anstellen würde. Jedenfalls holen wir das mit den Tipps jetzt gerne nach. Es ist ja nie zu spät, denn nach der Wahl ist vor der Wahl.
Mutti muss weg. Und zwar pronto.
Also, jetzt zu euren Problemen. Puh, wo sollen wir anfangen? Gut, euer größtes Problem ist offensichtlich. Hat zweimal sechs Buchstaben, fängt mit „Angela“ an und hört mit „Merkel“ auf. Wollen wir gar nicht großartig elaborieren, ist euch eh klar. Was die so alles versemmelt hat, passt auf keine Kuhhaut, und schon eine Kuhhaut würde hier den Rahmen sprengen. Um nur die drei schlimmsten Griffe ins Klo zu nennen: Energiewende, Schuldenvergemeinschaftung, Migrationspolitik.
Unser erster Tipp liegt deshalb genauso auf der Hand wie das Problem: Mutti muss weg. Und zwar pronto. Jetzt hören wir förmlich, wie ihr sagt: Klar muss die weg, wissen wir selbst. Aber die ist doch schon im Abgang. Ob wir sie jetzt oder in zwei Jahren in die Uckermark abschieben, macht keinen großen Unterschied. Was passiert ist, ist passiert, das lässt sich nicht mal eben zurückdrehen, weder die Windräder noch die Schulden noch die Importe aus dem Mittelalter. Und außerdem hat sie gerade wieder einen Höhenflug in den Umfragen.
Das ist richtig – und falsch. Da ist schließlich noch eine psychologische Komponente im Spiel. Statt psychologisch könnt ihr auch hygienisch sagen, je nachdem, was euch lieber ist. Es gibt nämlich eine Menge Leute, die kriegen nur noch Plack und Blutdruck, wenn die irgendwo Merkel sehen. Und diese Leute würden sich lieber einen Kugelschreiber ins Auge stecken, als euch zu wählen, solange die Alte weiter rumregiert. Da geht’s auch ums Prinzip. Nicht vergessen: Bis 2021 gibt’s eine Menge Kommunal- und Landtagswahlen, bei denen ihr mit eurer Regentin in Altersteilzeit kräftig abrauschen könnt. Die, die Merkel gut finden, wählen nicht mehr Merkel, sondern Habeck.
Die gute Nachricht: Ihr dürft weiter lügen
Euer zweites Riesenproblem, liebe CDU, sind die Lügen. Oder, wie ihr sagt, „die Kommunikation“. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Lügen gehören zum Leben und damit auch zur Politik. Wer was anderes behauptet, ist entweder weltfremd oder Markus Lanz oder beides. Und wer’s tatsächlich nicht glauben will, der kann gerne mal eine Woche reine Wahrheit im Selbstversuch durchziehen: dem Chef eröffnen, wie sackblöde er ist; der Lebenspartnerschaft mitteilen, dass sie schon mal besser aussah; den Nachbarn erklären, dass ihr Schokokuchen schmeckt wie Oma unterm Arm.
Lügen müssen sein, aus den unterschiedlichsten Gründen, nicht nur, um sozialkompatibel zu bleiben. Wie soll eine Verhandlung in Business oder Politik aussehen, bei der eine Seite in aller Ehrlichkeit das für sie unvorteilhafteste, aber gerade noch akzeptable Ergebnis heraustrompetet? Welchen Teil des Wortes Geheimdienst haben Leute nicht verstanden, die totale Transparenz fordern? Denn machen wir uns nichts vor: Auch das Verschweigen der „ganzen“ Wahrheit ist eine Lüge. Wer der Ehefrau auf die Frage, wie der Workshop am Wochenende war, antwortet: „anstrengend“, sagt nur auf den ersten Blick die Wahrheit. Aber eben nicht die ganze Wahrheit, wenn die Augenringe daher kommen, dass man nächtens keine Excel-Tabellen durchgenudelt hat, sondern Fräulein Dreesbach aus dem Marketing.
Die gute Nachricht ist also, ihr dürft weiter lügen. Nur solltet ihr euch dabei nicht ganz so doof anstellen wie bisher, wenn’s irgend geht. Falls euch die Unterschiede nicht ganz klar sind: „Wenn du deine Sojapampe nicht aufisst, kommst du in die Hölle“, ist eine prima Lüge. Kann niemand widerlegen, jedenfalls nicht auf absehbare Zeit. Anders sieht’s aus mit „Wenn du deine Sojapampe nicht aufisst, geht morgen die Welt unter“. Selbst Kinder merken zügig, dass da irgendwo ein dickes Problemchen in den elterlichen Aussagen steckt. Und so was wirkt sich enorm negativ bei Glaubwürdigkeit und Vertrauen aus. Kennt ihr nicht? Macht nichts. Die zwei Fremdwörter können eure Referenten morgen früh im Internet nachschlagen.
Was ist eure Wahrheit?
Schauen wir uns doch mal kurz die Themen an, die euch derzeit am heftigsten auf die Füße fallen. Zum Beispiel Klima. Also, in ihrer ersten Amtszeit denkt sich eure Chefin aus, dass sie als Klimaretterin in die Weltgeschichte eingehen will und legt für Deutschland einen Rekord an CO2-Reduktion fest. Dann verlängert sie die Laufzeiten deutscher Atomkraftwerke, nur um kurz darauf die Abschaltung zu beschließen, obwohl die Kraftwerke kein Stück unsicherer geworden sind. Aber in Japan gab es halt eine Welle und in Deutschland eine Landtagswahl.
Nebenbei vergisst die Guteste zu erwähnen, dass mit der Atomabschaltung die Klimaziele Makulatur sind. Anschließend lässt sie das Klima Klima sein und wendet sich anderen Themen zu. Gibt ja eine Menge zu retten: Banken, Griechen, Flüchtlinge und was weiß ich noch. Tja, und zehn Jahre später, nachdem ihr dem Volk unermüdlich eingeredet habt, dass der Planet bei 1,8 Grad mehr Wärme vielleicht gerade noch überlebt, aber bei 2,1 Grad ganz bestimmt explodiert, wundert ihr euch, dass die Leute irgendwann angefangen haben, euch das abzunehmen.
Was uns brennend interessieren würde (wir sagen’s auch nicht weiter, versprochen): Was ist denn eigentlich die Wahrheit? Wir meinen natürlich keine objektive Wahrheit zum Klimawandel, das Fass wollen wir hier gar nicht aufmachen. Nein, was ist eure Wahrheit dazu? Vielleicht, dass ihr die existenziell bedrohliche Erwärmung gar nicht für so erwärmend oder existenziell bedrohlich haltet? Oder, andere Möglichkeit: Ihr glaubt zwar, dass es bei über zwei Grad ungemütlich werden könnte. Aber ihr geht fest davon aus, dass der Rest der Welt sowieso nicht mitzieht und dass rein deutsche CO2-Kasteiung ungefähr so sinnvoll ist, wie einen Waldbrand mit dem Gartenschlauch zu bekämpfen. Ist es das?
Die Kleinen verhören die Großen
Seien wir ehrlich: Anders ist doch euer Verhalten nicht zu erklären. Die dritte theoretische Möglichkeit – „Es wird schrecklich. Aber wir sind alt und nach uns die Sintflut“ – sortieren wir aus. Wenn das eure Einstellung wäre, dann hättet ihr alles dafür getan, den Klimahype kleinzureden, statt ihn anzuheizen. Und die vierte Möglichkeit, dass ihr die Mappe „Weltuntergang“ aus Versehen mit „Wiedervorlage: wenn mal Zeit ist“ gestempelt oder für ein paar Jahre in der untersten Schreibtischschublade vergessen habt, könnt ihr auch nicht ernsthaft behaupten. Also, was ist eure Wahrheit? Wie gesagt, nur so aus Interesse. An der Lage, in die ihr euch gebracht habt, ändert das natürlich nichts.
Was sich gerade abspielt, ist ja durchaus unterhaltsam, so von der Seitenlinie aus. Ihr lasst euch von Kindern durchs Dorf treiben. In den Talkshows rutscht ihr auf euren Stühlen herum, werdet vorgeführt und verhört vom Nachwuchs mit Mickymaus-Stimmchen. Mit strengem Blick stellen die Kleinen die Großen zur Rede, und ihr Großen verhaltet euch wie Kleine, die kurz vor dem Abendessen beim Griff in die Haribo-Kiste erwischt wurden. Ihr druckst herum, inspiziert eure Schuhspitzen und hofft inständig, dass die Schimpfe bald vorbei und die Strafe nicht allzu hoch sein möge. Zur Beschwichtigung fällt euch nur ein, dass ihr ab jetzt ganz bestimmt brav sein werdet und dass man euch doch bittebitte wieder liebhaben soll.
Zu allem Überfluss stellt ihr fest, dass eure feine Strategie der „asymmetrischen Demobilisierung“ nicht mehr funzt. Jahrelang habt ihr den Sozis und den Grünen erfolgreich die Themen geklaut. Die SPD habt ihr zerrieben, die Grünen lange kleingehalten. Jetzt sind die Baumknutscher plötzlich auf Augenhöhe, und der „Stern“ träumt auf dem Titel „unseren nächsten Kanzler“ Habeck herbei. Tja, liebe CDU, dumm gelaufen. Irgendwann rächt es sich, wenn man sich allzu geschmeidig zeigt. Wie gesagt, da ist halt diese Sache mit Glaubwürdigkeit und Vertrauen (habt ihr inzwischen nachgeschlagen?).
Leckomio, was habt ihr nicht alles erzählt
Dabei haben wir noch gar nicht das zweite Großthema angesprochen, das euch wie ein Mühlstein um den Hals hängt. Ja, ihr wisst genau, was wir meinen, auch wenn das in der grüngewirkten Medienwelt natürlich nicht so gespielt wird wie das Klimading. Ernsthaft, bei der Migrationsnummer habt ihr’s mit dem Lügen so richtig auf die Spitze getrieben. Leckomio, was habt ihr nicht alles erzählt.
Wir haben es „nicht in der Hand, wie viele zu uns kommen“, und wir „können die Grenzen nicht schließen“. Außer natürlich, wenn es andere für uns erledigen – wofür ihr einen Orbán beschimpft und einen Erdoğan bezahlt habt. Logisch. Da müsst ihr selber lachen, oder? Das war „ein Gebot der Menschlichkeit“, weswegen Migranten, die sich in Ungarn mit allen Mitteln einer Registrierung nach EU-Recht entzogen, zu uns kommen durften – im Gegensatz zu anderen, die im Dreck von Idomeni saßen. Für die galt das Gebot der Menschlichkeit not so much. Beziehungsweise Matsch. Auch logisch, bestimmt.
Und sonst so? Die Herrschaften, die zu Hunderttausenden ebenso ungehindert wie unkontrolliert ins Land wanderten, waren selbstredend keine Weltreisenden in Sachen Versorgungsoptimierung, sondern sämtlich „Flüchtlinge“ und überhaupt ein reiner Segen. Die geschenkten Ärzte, Ingenieure und anderen Genies brauchten wir schließlich dringend als „Fachkräfte“, damit sie den aussterbenden Deutschländer-Würstchen später mal die Grundrente zahlen. Dass die Zuzügler eine gewisse Schwäche im Multitasking zeigten, war kein Problem. Sie sind halt ein bisschen schusselig mit ihren Ausweisen. Zum Ausgleich können sie erstaunlich gut auf ihre Handys aufpassen, was auf eine überdurchschnittliche IT-Kompetenz hinweist.
Annegret rudert zurück
Nachdem ihr einmal angefangen hattet, konntet ihr natürlich nicht so einfach wieder aufhören mit den Märchen aus tausendundeiner Nacht. Die paar beziehungsweise 60 Prozent funktionalen Analphabeten unter den Fachkräften lernen problemlos Deutsch, nichts einfacher als das. Nebenbei treiben wir im Schnellkurs einige kulturelle Eigenheiten aus, was den Umgang mit Frauen, Juden, Schwulen, Christen, Ungläubigen und Messern angeht. Aber grundsätzlich ist alles gut, denn Zuwanderer sind nicht krimineller als Einheimische, Islamismus hat nichts mit dem Islam zu tun, Terroristen reisen nicht über die Flüchtlingsroute ein, Vollbärte bei 14-Jährigen sind normal, niemandem wird etwas weggenommen, und die Verschärfungen bei Wohnungsknappheit, Lehrermangel und Sozialausgaben stehen ganz bestimmt nicht in irgendeinem Zusammenhang mit dem Import von knapp zwei Millionen Leistungsempfängern.
Wer an all dem den geringsten Zweifel äußert, ist ein rechtsradikaler, abgehängter Phobiker. Das gilt insbesondere für die doofen Ossis, die bekanntlich sowieso unter Demokratiedefiziten leiden und nach 25 Jahren Wiedervereinigung rein zufällig ausgerechnet Anfang September 2015 gemerkt haben, dass sie zu wenig Landärzte, Arbeitsplätze und Nachtbusse haben. Und nur deswegen sind sie spontan und in Massen zur AfD übergelaufen.
Ist gut, wir hören schon auf. Bringt ja auch nichts, euch eure weiteren 1.482 Lügen bei Zuwanderung, Energiewende, Schuldenübernahme, Digitalausbau, Griechenland-„Rettung“ und und und aufzuzählen. Ihr wisst es ja selbst. Deswegen ist eure Annegret wenigstens an einer Stelle zurückgerudert, als sie erklärte, eine Grenzschließung könne man schon mal machen, und überhaupt gelte ab jetzt „Humanität und Härte“. Netter Anfang, aber eher symbolisch, da sind wir uns einig.
Kannste dir nicht ausdenken
Trümmerfrau Annegret soll also den Schutt aufräumen, den ihre Vorgängerin hinterlässt. Eine Herkulesaufgabe, die nicht leichter wird, solange die zukünftige Ex auf ihrer endlosen Abschiedstour im Ausland Witze reißt. Wir haben uns weggeschmissen, als die Kanzlerin in Harvard den Amis Nachhilfe in Sachen Ehrlichkeit erteilte: „Dazu gehört, dass wir Lügen nicht Wahrheit nennen und nicht Wahrheit Lügen.“ Das von der Merkel! Kannste dir nicht ausdenken, so was.
Wobei eines richtig ist, wenngleich eure Märchenexpertin das weder auf sich noch auf euch bezog: Ihr müsst euch angewöhnen, weniger zu lügen. Andererseits könnt ihr euch natürlich nicht hinstellen und sagen: „War ganz schön viel Mist in den letzten 14 Jahren. Tschuldigung. Aber ab jetzt läuft’s.“ Dann würde noch die letzte Blitzbirne unter euren Wählern merken, was ihr alles angerichtet habt. Und zack geht’s erst mal abwärts in Richtung zwanzig Prozent minus X. Das kann’s auch nicht sein, da sind wir d’accord.
Also, kurz wiederholt, Tipp 1: Weg mit der Merkelin. Tipp 2: Lügen ja, aber weniger und schlauer. Das allein hilft akut nicht entscheidend weiter, deshalb unser Tipp 3: Grüne angreifen. Ihr müsst endlich kapieren, dass längst die Grünen eure Hauptkonkurrenz sind, nicht die SPD oder die AfD oder die Regensburger Domspatzen. Also hört auf, die Klimafanatiker als zukünftigen Koalitionspartner zu hätscheln, sonst seid ihr nämlich auch auf Bundesebene ganz schnell Koalitionsjuniorpartner (schönen Gruß aus Baden-Württemberg).
„CDU – besser als Gürtelrose“
Um die Attacke auf die grünen Staatsfeinde Nummer eins zu unterfüttern, hier Tipp 4: Angst vor Rot-Rot-Grün schüren. Beziehungsweise Grün-Rot-Rot, wie es seit der Europawahl heißt. Tipp 4 ist der wirkungsvollste und gleichzeitig am einfachsten umzusetzen. Ihr müsst euch nämlich gar nichts ausdenken, sondern bekommt die Belege für maximal bescheuertes Regieren von der Berliner Lokalpresse jede Woche frei Haus geliefert. Enteignungsträume, Komplettversagen bei der Baupolitik, Zwangsfahrscheine für Autofahrer, Dealerzonen im Drogenpark, Verhinderung von Abschiebungen, Krankenscheine für Illegale – besser geht nicht, jedenfalls für euch. Mit ein bisschen Glück kommt bald eine weitere Katastrophenkoalition in Bremen zustande. Spätestens dann dürft ihr Rotkäppchen kistenweise köpfen.
Zur Abrundung noch Tipp 5: Ein paar Fehlerchen (nicht zu viele!) zugeben und ein bisschen Demut vorspielen, wie der Robert Habeck das gerade macht. So was kommt immer gut. Passgenau zur neuen Strategie haben wir bereits über Kampagnenslogans für die kommenden Wahlen gegrübelt. Ist work in progress, aber vorab schon mal erste Ergebnisse: „CDU – nicht nur schlecht“; „CDU – die anderen sind noch schlimmer“; „CDU – übel, aber das kleinere Übel“. Oder, um einen positiven Grundton in die Sache zu bringen: „CDU – wenigstens besser als Gürtelrose“.
Es gibt natürlich noch eine ganz andere Möglichkeit, liebe CDU. Ihr könntet einfach pragmatische, vernunftorientierte Politik machen, wertebasiert ohne Weltrettungsphantasien, verlässlich und konservativ im besten Sinne: Bewährtes behalten, ohne sich Neuem zu verschließen. Okay, jetzt müsst ihr lachen. Ist schon gut, war ja auch nur Spaß.
Quelle: Robert von Loewenstern / 09.06.2019