Dec 01•10 min read
Wer Andersdenkende als „Leugner“ diskreditiert, ist für Dogmen und Unfehlbarkeit und versucht zu diffamieren. Ist man gegen Greta, dann ist man das Böse. Denn niemand kann gegen Greta/Umwelt sein. Wer gegen die herrschende Auffassung ist, ist nicht nur ein Leugner, sondern auch gegen Umweltschutz. Diese Gleichung ist äußerst perfide, aber wirkungsvoll, denn sie macht den Anderen zum unmoralischen Menschen, der im Diskurs keine Stimme haben kann.
Das scheint mir für Deutschland symptomatisch: Praktisch jedes Themenfeld wurde in diesem Land seit Jahren von unzähligen Tabus und Sprechverboten begleitet: Migration, Bildung, Geschlechterverhältnisse, Kindererziehung, Kriminalität, Klimawandel, Atomkraft, Gentechnik. Im Idealfall hat jeder die „richtige Meinung“ dazu, ja, in allen diesen Fällen kann es im Prinzip nur eine richtige Meinung geben, alle anderen sind am besten bei Strafe des gesellschaftlichen Ausschlusses zu verbieten oder – die Macht dazu hat man noch nicht – unter Strafe zu stellen. Zumindest müssen die Protagonisten von „Fehlmeinungen“ in die rechte, rassistische, populistische, neoliberale oder unmoralische Ecke gestellt werden.
Die moderne Wissenschaft basiert auf Hypothesenbildung und Falsifikation. Es ist vollkommen naiv, zu glauben, dass eine einmal formulierte Hypothese auf alle Zeiten Gültigkeit haben kann, insbesondere bei einem chaotischen und multivariaten System wie dem Klima. Es handelt sich hier um komplexe Simulationsmodelle, die mit vielen Unsicherheiten rechnen. Alle diese Modelle haben einen experimentellen Charakter. Biologen, Geologen oder Paläoklimatologen, die mit empirischen Daten (etwa der Analyse von Baumringen oder Stalagmiten) arbeiten, sind bezeichnenderweise oft kritischer, was die Theorien des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) betrifft. Warum ein einziges Element (CO2) aus einem hochkomplexen System nun alles erklären soll, erschließt sich vielen Wissenschaftlern nicht. Ein kritischer Kopf muss sich fragen, warum so sehr auf wissenschaftliche Übereinstimmung gepocht wird. Schließlich sind Wissenschaftler auch bei weit weniger komplexen Fragen immer verschiedener Meinung.
Kann man die Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeit noch bezweifeln, wenn ein Diskurs darüber verhindert wird und das einzig mögliche Narrativ von vornherein feststeht? Das IPCC verfolgt in den Augen vieler Kritiker mehr eine politische Agenda und hat mit Wissenschaft wenig zu tun. Der Austritt ehemaliger Mitglieder aufgrund von Zweifeln an den vorherrschenden Erklärungsmodellen, die Manipulation widersprechender Daten (im sog. Climategate kulminierend), die ständige Rücknahme von Prognosen, die Verquickung von Politik und Wissenschaft, das alles sind Hinweise darauf, dass wir zumindest vorsichtig sein sollten, was die Ergebnisse des IPCC anbelangt.
Es gibt durchaus viele Wissenschaftler, die sowohl den anthropogenen Anteil als auch die CO2-Theorie aufgrund eigener Ergebnisse bezweifeln (die 97-Prozent-Theorie, die der Mainstream ständig propagiert, ist längst widerlegt, sogar der SPIEGEL hatte dazu mal einen kritischen Artikel, das kann man also wissen). So zu tun, als ob man im alleinigen Besitz der Wahrheit ist, das ist Religion, aber nicht Wissenschaft. Im Netz kann man sofort hunderte Studien finden, die unter dem Stichwort: „Supporting Skeptic Arguments Against ACC/AGW Alarmism“, gegenteillige Positionen vertreten.
Vor Kurzem gab es eine Petition von 500 Wissenschaftlern an die UNO, in der die CO2-Theorie komplett abgelehnt wird. Warum hört man davon so wenig in den Medien? Es gibt auch andere Positionen als diejenigen, die die mediale Aufmerksamkeit haben, da sie nicht das erwünschte Narrativ bedienen. Warum kann nicht zugelassen werden, dass es die EINE Erklärung nicht gibt und warum wird derart emotional reagiert, nur weil man nüchtern die unterschiedlichen Positionen abwägt. Meist kennt man eben niemanden mit einer anderen Meinung. Das ist natürlich ein guter Schutz.
Wir können mit unseren basalen naturwissenschaftlichen Kenntnissen auch schwer beurteilen, welche Theorie nun richtig ist und welche falsch. Zumindest sollte man aber zur Kenntnis nehmen, dass es unterschiedliche Erklärungsmodelle gibt.
Schaue man sich nun einige Videos von Greta Thunberg, auch jenes bei den Vereinten Nationen, an. Was man dann sieht, erschüttert einen wirklich. Die Instrumentalisierung eines behinderten Kindes für die eigene Agenda grenzt fast an Kindeswohlgefährdung. Es gibt in der westlichen Welt eine Schutzpflicht gegenüber einem Kind. Warum werden die Eltern nicht wegen Kindesmissbrauchs belangt? Man braucht kein Psychologe zu sein, um zu prophezeien, dass hier bald ein psychischer Zusammenbruch erfolgen wird.
Unabhängig davon ist vor allem der letzte Auftritt mehr als grotesk. Die Untergangsszenarien und die Unerbittlichkeit, die Maximalforderungen, die jeden, der nicht bereit ist, 100-prozentig zuzustimmen, grenzenlos beschimpft, das alles hat etwas Totalitäres, Erschreckendes. Am interessantesten ist aber die Reaktion der beschimpften Erwachsenen: Sie applaudieren ihrer eigenen Abwertung! Ein Facebook-User schrieb dazu treffend:
„Mich hat dieser Auftritt tief geschockt, und ebenso die Reaktionen. Dieser Fanatismus. Diese Instrumentalisierung. Das Ganze hat etwas Mittelalterliches. Totalitäres. Es erinnert an Videos von sowjetischen Revolutionären in den Anfangstagen und Applaus für Selbstbezichtigungen unter Stalin. Oder an chinesische Auftritte zur Zeiten der Kulturrevolution. Die heutige Greta Rede in New York sollte jeder sehen, um eine Diktatur zu verstehen. Und alle sind begeistert. Wer das ablehnt, hat sich für immer aus der Volksgemeinschaft ausgeschlossen. Schon jetzt, nur mit einer oberflächlichen Diskussion, ist die Stimmung aufgeladen.“
Willkommen im totalitären Staat, nur diesmal unter dem Banner des Ökologismus und zum Wohl der Uneinsichtigen. Wer kann wirklich nicht sehen, was hier für ein Tor geöffnet wird? Denn um die Menschheit zu „retten“, sind totalitäre Visionen ohne jegliche Scham aussprech- und umsetzbar. So fordert Fridays for Future eine globale, totale Mobilmachung von Ressourcen zur „Rettung“ und zwar in einem Ausmaß „ähnlich wie zu Kriegszeiten“. Dass Bewegungen wie die Endzeitsekte Extinction Rebellion gerade in Deutschland so viele gläubige Anhänger finden, ist kein Zufall. Und es ist wohl keine allzu gewagte Prognose, dass mit der sogenannten Klimabewegung neue Formen des Terrors und der Gewalt einhergehen werden.
Es ist vollkommen anmaßend und zeugt von keinerlei Geschichtskenntnis, wenn Jugendliche Westeuropas behaupten, sie hätten Angst, in dieser Welt zu leben. Alle vorherigen Generationen haben wirkliche Kriege, Katastrophen, Hunger und Diktaturen erlebt. Die heute herabgesetzte Vorgängergeneration hat all das unter großen Anstrengungen, Verzicht und Disziplin aufgebaut, von dem die Wohlstandskinder nun profitieren. Einer der wenigen vernünftigen Grünen, Boris Palmer, hat in diesem Sinne auf die Rede Thunbergs geantwortet: „Nein, wir haben deine Jugend nicht zerstört. Wir haben eine Welt erschaffen, die bessere Lebenschancen für junge Menschen bietet als jemals zuvor in der Geschichte.“
Die erste Generation, die in ihrem Leben keinerlei Entbehrungen oder Verzicht mehr leisten musste, hat nun mit dem Klimawandel ihr säkulares Heilsprojekt gefunden, auf das sie ihren Generationenkonflikt projiziert. Es gäbe übrigens viel für die FFFs zu tun, das wäre aber anstrengend: nämlich Umwelt- und Naturschutz aktiv zu unterstützen, Parks von Müll zu säubern, Flussufer, Städte zu reinigen, wirklichen Konsumverzicht. In der Realität hinterlassen die Gretajünger nach ihren Demos aber nur tonnenweise Dreck und Wohlstandsmüll. Umweltschutz fordert in der Regel ein wenig mehr Engagement als imaginärer Klimaschutz. Was die Militanz der Bewegung derzeit noch hemmt, ist nur das schlechte Gewissen ob der eigenen Heuchelei.
Man weiß ja aus Untersuchungen, dass der Grünwähler im Durchschnitt über das höchste Einkommen verfügt, die meisten Flugreisen unternimmt und auch beim privaten Konsum ganz vorne dran ist. Zur SUV-Dichte in den linksgrün dominierten Stadtteilen, mit denen Soja-Malte oder Anna-Sophie zur Schule gefahren werden, sage ich jetzt nichts.
Die eigentliche Spaltung (nicht nur) in Deutschland bringt der französische Sozialgeograph Christophe Guilly auf den Punkt. Sie verläuft heute zwischen einer linksgrünen Bourgeoisie und denjenigen, die „sich weniger Gedanken über das Ende der Welt machen, sondern über das Ende des Monats.“ In der Regel leben Letztere aber wohl um einiges umweltverträglicher als der urbane, globale Moralist.
Wir haben es hier mit einer säkularen Heilslehre zu tun, die alle Zeichen einer Religion trägt. Dazu gehören: Die Masse der Gläubigen und der Mitläufer, eine Gruppe von Häretikern und Ketzern („Klimaleugner“, kritische Wissenschaftler) die bekämpft werden muss. Dann natürlich Schuldige (die böse Industrie, der Kapitalismus, die Alten), das Auftauchen einer Prophetin (Greta), die lauten Forderungen nach Buße und Verzicht (vor allem für die anderen), die Zerknirschtheit des Sünders, gepaart mit Scham, schließlich die erträumte Katharsis und natürlich auch eine apokalyptische Vision, nur, anders als noch in der Offenbarung des Johannes, ohne Transzendenz, das heißt, es folgt kein Paradies.
Es scheint, als wäre hier eine Ersatzreligion gefunden worden, die insbesondere eine von allen existenziellen Problemen befreite Jugend anzieht, die nun ein gemeinsames Projekt hat. In der Vorstellung des drohenden Unterganges der Menschheit, in der die Schuldigen ausgemachte Sache sind, steckt aber auch ein Moment der Lust an der Katastrophe. Angstlust hat Freud das genannt.
Endzeitreligionen neigen zu Fanatismus. Widerspruch ist nicht mehr erlaubt. Jeder, der nur ansatzweise Kritik oder Fragen stellt, wird gnadenlos ins Abseits gestellt. Er leugnet eben. Hier kommen typisch „deutsche Tugenden“ zum Ausbruch: die Selbstüberschätzung, der missionarische Eifer, die moralische Rigorosität und ein humorbefreiter Furor. Am deutschen Wesen soll wieder einmal die Welt genesen.
Das größte Problem, das immer noch tabuisiert wird, ist die Demographie. Die demografische Entwicklung der arabischen, aber vor allem der afrikanischen Länder, übertrifft alles, was historisch bekannt ist. Selbst die Bevölkerungsexplosion in Europa seit dem 15. Jahrhundert, die im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt fand, verblasst dagegen in ihrer Dynamik. Afrika wächst jede Woche um fast eine Million Menschen, das sind 40-50 Millionen im Jahr. Keine Ökonomie der Welt kann auf Dauer ein Bevölkerungswachstum wie in Afrika oder den arabischen Ländern absorbieren. Damit bleiben den nachdrängenden jungen Männern drei Möglichkeiten:
Diesem Problem müssen wir uns stellen, und es ist in meinem Augen um vieles dringlicher. DAS wird aber aktuell durch die Klimadebatte vollkommen verstellt.
Dass die Energiewende gescheitert ist, das kann man inzwischen vielfach nachlesen. Die horrenden Kosten von mehreren 100 Milliarden Euro haben keinerlei Einsparungen an CO2 gebracht (das war ja das Ziel). Die physikalischen und chemischen Grenzwerte von Wind und Sonnenenergie können nicht außer Kraft gesetzt werden, auch wenn manche glauben, zaubern zu können. Das alleinige Setzen auf E-Mobilität (Rohstoffe, Problem der Batterien, Ladestationen und so weiter), die Zerstörung und Rodung von Wäldern für immer größere Windanlagen, die nicht grundlastfähig sind und deren Recycling ungeklärt ist, fehlende Trassen, fehlende Speichermöglichkeiten, das notwendige und irrsinnig teure Back-up durch konventionelle Kraftwerke, die zur Stabilisierung des Stromnetzes am Netz gehalten werden müssen und so weiter.
Wir sollten anfangen umzudenken und nicht Abermilliarden von Euro ausgeben für null Effekt. Wir müssen unsere Umwelt und Natur schützen. Dass jeder einen vernünftigen Umweltschutz verfolgen sollte, darüber herrscht wohl Konsens. Man sollte sich aber wehren gegen hysterische, radikale und völlig unvernünftige Forderungen, gegen Weltuntergangs-Phantasien, die unsinnige Milliarden kosten und die die heimischen Industrien zerstören, auf denen der Reichtum des Landes beruht. Jeder vernünftige Mensch sollte sich gegen diese Einseitigkeit wehren und kritisch hinterfragen, wem das alles nützt. Politik ist immer interessengebunden. Die Moralisierung politischer oder wissenschaftlicher Kontroversen ist kontraproduktiv.